Was für eine Geschichte! Vor wenigen Tagen wusste Philipp Kohlschreiber noch nicht einmal, ob er aufgrund seiner Adduktorenprobleme überhaupt beim Heimturnier am Platz stehen kann, heute darf der Wahl-Kitzbüheler über seinen zweiten Sieg beim Lieblingsturnier jubeln: „Ich hatte eine super tolle Woche, habe gutes Tennis gespielt und durchgefightet.“ Der Deutsche setzte sich im Endspiel souverän mit 6:3 und 6:4 gegen den Portugiesen Joao Sousa durch und feierte damit seinen insgesamt achten Titel auf der Tour: „Joao hat heute viele Spielanteile gehabt und war oft mit Breakbällen vorne. Ich hatte das Quäntchen Glück, aus diesen Situationen rauszukommen und war in wichtigen Momenten stabil im Kopf“, so Kohlschreiber, der seit 2014 seinen Hauptwohnsitz in der Gamsstadt hat: „Daheim zu gewinnen, ist was Besonderes. Es waren so viele Leute da, die mich unterstützt haben. Die Siegesrede in Deutsch zu halten, ist ein großartiges Gefühl.“ Großen Anteil am Erfolg Kohlschreibers haben auch zwei Kitzbüheler: Physio Patrick Hinterseer und Coach Markus Hipfl.
„Vom Glück der Tüchtigen“
Die 73. Auflage des Generali Open Kitzbühel ist Geschichte. Was die Tickets betrifft, lag die Latte nach dem letzten Jahr, in dem der Center Court viermal in Folge ausverkauft war, hoch. „Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, ob wir die Feuertaufe in Abwesenheit von Dominic Thiem bestehen“, erklärt Turnierdirektor Antonitsch – zu Unrecht, denn mit mehr als 47.000 Zusehern strömten nur unwesentlich weniger Fans auf die Kitzbüheler Tennisanlage als im vergangenen Jahr: „Bis Dienstag hatten wir sogar mehr Leute vor Ort als im vorangegangenen Jahr.“ Die Besucherzahl setzt sich aus den verkauften Tickets, sowie 1200 Akkreditierungen und zusätzlichen Fans auf der Anlage zusammen. „Wir hatten extremes Glück. Zum einen mit dem Wetter, zum anderen mit einem sensationell spielenden Sebastian Ofner, der es bis ins Semifinale geschafft hat. Auch Gerald Melzer hat uns mit seinem Viertelfinale viel Freude bereitet. Es war ein Jahr, das wir als schwierig eingeschätzt haben. Auf der anderen Seite war es eine gute Probe. Wir sind sehr zufrieden, wie das Turnier verlaufen ist und ziehen auf jeden Fall eine positive Bilanz“, erklären die beiden Veranstalter Herbert Günther und Markus Bodner.
Einmal mehr bot das Generali Open Kitzbühel einem jungen Österreicher die Bühne, sich international zu positionieren: Der kometenhafte Aufstieg von Sebastian Ofner in Kitzbühel lässt Octagon-Lizenzgeber Jorge Salkeld auch gewisse Parallelen zu Dominic Thiem ziehen, der ebenfalls in Kitzbühel sein erstes ATP-Turnier gespielt hatte: „Wir alle haben den Weg von Dominic verfolgt, auch Sebastian konnte die Kitzbüheler Bühne optimal nutzen und so wird es noch viele weitere junge Österreicher geben, die dieses Turnier als Sprungbrett sehen und sich mit internationalen Stars messen können“, so Salked. Die Verhandlungen mit der ATP bezüglich einer Terminverlegung seien im Gange, ebenso die Gespräche mit Österreichs Tennisstar: „Uns verbindet ein super Verhältnis, wenn es der Spielplan zulässt, wird Dominic bald wieder bei uns aufschlagen“, so Günther.
Neben Lizenzgeber, Stadt und Tourismus baut auch Titelsponsor Generali auf das Turnier, so der Generali Vorstand für Vertrieb und Marketing, Arno Schuchter: „Das Turnier hat es in den letzten Jahren gut verstanden die Marke Generali positiv zu transportieren. Der KTC hat gezeigt, dass er in der Lage ist, auch ohne großen Local Hero ein tolles Turnier zu organisieren. Es kommen viele Fans, die gutes Tennis sehen wollen, das hat sich bewährt.“
Toparbeit verbunden mit viel Herzblut
Auch in den nächsten Jahren soll das Generali Open weiterentwickelt werden, die Bühne für das Turnier bald eine modernere sein, so Günther. Geplant ist, für das Turnier im Jahr 2019 mit einer komplett sanierten Arena und neuem Zubau auf der Westtribüne gewappnet zu sein. „Es fehlt nur noch die schriftliche Zusage seitens Bund“, so Günther. Der Termin für die nächstjährige 74. Auflage steht mit 28. Juli bis 4. August 2018 bereits fest.